Akute und chronische Leukämien
Akute Leukämien (akuter Blutkrebs)
Akute Leukämien sind durch starke Vermehrung von weißen Blutzellen (Leukozyten) insbesondere ihren funktionsuntüchtigen Vorstufen (Blasten) gekennzeichnet. Diese Leukämiezellen breiten sich im Knochenmark aus und verdrängen dort die gesunden Blutzellen, so dass eine Verminderung von roten Blutzellen(Anämie) und Blutplättchen (Thrombopenie) und Mangel an gesunden weißen Blutzellen vorliegt.
Eine akute Leukämie (akuter Blutkrebs) ist immer behandlungspflichtig.
Die Patienten sind meist sehr geschwächt, neigen zu spontanen Blutungen und Infektionen und ohne Behandlung verläuft die Erkrankung tödlich.
In der Regel ist hier eine intensive Chemotherapie erforderlich, die meistens in einem Krankenhaus mit Hämatologischer Abteilung erfolgt.
Je nach Art der Leukämie, dem Alter des Patienten und den Begleiterkrankungen sind einige mildere Chemotherapien aber inzwischen auch ambulant in der Praxis durchführbar (z.B. palliative epigenetische Therapie mit Decitabine als Infusion oder Azacitidin als Injektion dann ggf. mit Venetoclax als Tablettentherapie). Auch erforderliche Begleittherapien, wie regelmäßige Blutübertragungen (Transfusionen), können ambulant erfolgen.
Chronische Leukämien (chronischer Blutkrebs)
Chronische Formen von Leukämien verbleiben nahezu immer in ambulanter Betreuung.
Chronisch-lymphatische Leukämie (CLL)
Bei der chronisch-lymphatischen Leukämie (CLL) kann häufig lange abgewartet werden, bis Therapiebedarf besteht. Erst bei Auftreten bestimmter Symptome ist sie erforderlich.
Hierzu gehören: deutliche Gewichtsabnahme, Fieber, ausgeprägtes Schwächegefühl, rasche Verdopplung der weißen Blutzellen, begleitende Verminderung von Blutplättchen oder roten Blutzellen oder große/störende Lymphknotenschwellungen. In diesen Fällen ist dann eine Therapie oft Chemotherapiefrei als Tablettenbehandlung möglich. Die klassische Chemotherapie rückt immer weiter in den Hintergrund und ist nur noch in Einzelfällen sinnvoll. Gelegentlich erfolgt eine Kombinationsbehandlung mit sogenannten CD-20-Antikörpern während die klassische Immun-Chemotherapie befristet über 4-6 Monate erfolgt, ist die moderne Tablettentherapie eine Dauerbehandlung. Eine Heilung ist meist weder durch Chemo-, Antikörper- oder Tablettentherapie möglich. Aber meist gelingt eine Symptomlinderung und die Erkrankung kann so über Jahre und manchmal Jahrzehnte gut beherrscht werden. Die Heilung wäre nur durch eine zusätzliche Knochenmark- bzw. Stammzelltransplantation zu erreichen. Diese kommt aber aufgrund der relativ hohen Rate an möglichen schweren Komplikationen nur für jüngere Patienten mit ungünstigen Prognoseparametern und unzureichendem Ansprechen auf die erste Therapie in Frage.
Chronisch-myeloische Leukämie (CML)
Sie ist sehr selten und wird generell medikamentös durch Target-Therapie (sogenannte Tyrosinkinase-inhibitoren) in Tablettenform behandelt. In einigen Fällen kann die Therapie sogar nach 2 bis 5 Jahren wieder beendet oder zumindest pausiert werden. Nur in wenigen Einzelfällen bei Nichtansprechen auf diese Behandlung und Patienten unter 65 Jahren ist heutzutage noch eine Knochenmark- bzw. Stammzell-transplantation erforderlich.